Der erste Monat ist vorrüber

Jetzt sind doch schon 2 Wochen vergangen seit dem ich das letzte mal was geschrieben habe und in der Zeit ist so einiges passiert ich hatte nur entweder keine Zeit oder keine Lust was zu schreiben. Heute ist der 28. April. Vor genau einem Monat hat meine Reise begonnen und ich kann somit auch schon mal ein kleines Resümee der ersten Zeit ziehen.

Am Dienstag war ich in der Mittagspause im Social Security Office und habe meine Social Security Card beantragt. Das ging reibungslos, mir hat aber die Frau am Schalter schon gesagt dass es etwa 2 Wochen dauert bis ich die Karte dann im Briefkasten habe, also keine 5-6 Wochen wie es in meinem Ratgeber stand. Auch gut.

Man merkt sehr das die Firma sich darin versteht die Motivation der Mitarbeiter hoch zu halten. So wurden am Montag alle Mitarbeiter des Engine-Shops zum Mittagessen in das Texas Roadhouse Steakhouse eingeladen, außerdem hat schon morgens jeder Mitarbeiter ein T-Shirt bekommen weil am Dienstag der Mitarbeiter-Event stattgefunden hat. Die Veranstaltung, zu der alle Mitarbeiter eingeladen waren fand in einer Spielhalle statt. Eigentlich wäre ich nicht hin, weil die Anmeldung schon ziemlich früh zu Ende war, da Tad aber an dem Abend ein Softball Spiel hatte und nicht hin konnte habe ich seinen Platz übernommen. Am Anfang fand ich es etwas öde. Zuerst sollte man ein Quiz machen, dass natürlich für einen nicht Muttersprachler schon etwas schwerer war, nachdem ich aber verstanden habe wie die Sache läuft ging es doch nicht so schwer. Im Anschluss an das Quiz hat man dann eine Karte bekommen mit der man die ganzen Automaten kostenlos benutzen konnte. Außerdem war natürlich für das leibliche Wohl gesorgt. Was sehr interessant war, war dass jeder Mitarbeiter auch einen Partner mitbringen durfte und so hat man auch mal den Anhang zu den ganzen Leuten kennen gelernt, was auch ganz lustig war. Im großen und ganzen kann ich jetzt auch sagen, dass die Mitarbeiter nicht dem typischen amerikanischen Bild das man oft in Deutschland hat -fett – entspricht. Etwa 70% der Mitarbeiter (die da waren) sind sportlich, 20% sind das was man in Deutschland als normal bezeichnen würde und lediglich 10% haben offensichtlich ein Gewichtsproblem. Auch bei dem Anhang (welche ja zu 90% aus Frauen bestand) ist es gleich verteilt wie bei den Männern.

Als ich irgendwann an der Bar stand und mein Glas wieder auffüllen lassen wollte kam noch einer an die Bar der etwa im gleichen Alter ist wie ich. Und da der Amerikaner an sich sehr kontaktfreudig ist sind wir auch gleich ins Gespräch gekommen. Wie sich heraus stellte war er einer von der Pit-Crew. Ihre ganze Woche besteht darin Sport zu machen und Boxenstopps zu üben (was man auch immer hört wenn man sich außerhalb der Gebäude aufhält). Als ich erwähnt habe das ich aus Deutschland komme, nachdem ich wieder gefragt wurde ob ich aus Kansas komme, hat er gefragt von wo. Hab natürlich mir inzwischen angewöhnt es möglichst grob zu beschreiben mit „Aus dem Südwesten zwischen Stuttgart und Frankfurt.“. Die Beschreibung ist für viele aber immer noch viel zu genau. So hat er mich gefragt wie weit das von Innsbruck oder Wien weg ist, weil er dort letztes Jahr war. Alles in allem war es dann doch ein ganz unterhaltsamer Abend

Am Mittwoch ist Ashley dann auf ihre Kreuzfahrt mit ihrer Mutter auf die Bahamas abgehauen und ich hatte somit das Raptid-Prototyping-Labor übernommen. Da es dort immer was zu tun gibt war es mir auch nie langweilig. Zwischendurch musste ich noch ein paar Schrauben testen.

Und da war dann auch schon wieder das Wochenende. Wochenenden sind hier noch immer etwas langweilig (mal abgesehen von dem Wochenende davor mit dem Drag-Racing). So habe ich mich am Samstag auf den Weg gemacht um einen Stausee in der Nähe (ca. 30km weg) zu erkunden. Der Stausee hat sich dann doch als größer als erwartet herausgestellt und ich habe etwa 1h gebraucht den See mit dem Auto zu umrunden. Auf dem See gab es eine Menge an Wassersportlern verschiedenster Art. Ob Segler, Surfer, Wasserski-fahrer oder Kit-Surfer, alles war vertreten. Auf dem Weg außen rum habe ich noch einige andere schöne Dinge gesehen. Wer zufällig einen Ford Gran Turino möchte, ich wüsste wo einer verkauft wird, in grün, so wie in dem gleichnamigen Film.

Sonntags war dann das Wetter schlecht, was mich aber nicht arg gestört hat, da morgens erst einmal das Formel 1 Rennen in Bahrain verfolgt werden musste und mittags dann die Nascar in Kansas zu Gast war. Es war der 3000. Start für ein Hendrick-Auto und natürlich hofften alle, dass endlich der 200. Sieg kommt, aber leider wurde es wieder nix damit. Mit 3 Autos in den Top-8 haben wir aber trotzdem nicht schlecht abgeschnitten.

Am Dienstag war ein Servicearbeiter für die eine RP-Maschine da, denn dort sollte der Druck-Kopf getauscht werden. Da ich gerade an der anderen Maschine dran war konnten wir uns bisschen unterhalten. Er hat erzählt dass er 8 Monate in München mal gelebt hat und somit Deutschland etwas kannte. Er hat auch seine Erfahrungen geschildert die er da gesammelt. Eine war besonders lustig. Er war abends mal mit einem Kollegen in einem Klub und der meinte, dass wenn er eine Frau beeindrucken will zu einer hin gehen soll und sagen soll „Hey du Schlampe“. Da er kein deutsch konnte und somit seinem Kollegen vertraut hat ist er zu einer Frau hin und hat das gesagt und hat natürlich auch gleich eine geknallt bekommen. Tad war gerade rein gekommen und hat mich gefragt was dass denn ins Englisch übersetzt heißt – er hat dann verstanden warum der andere eine geknallt bekommen hat. Außerdem habe ich am Dienstagabend in meinem Briefkasten schon meine Social Security Card (SSC) gefunden, auf welcher die Social Security Number (die berühmt berüchtigte Sozialversicherungsnummer) steht.

Am Mittwoch war Ashley dann wieder da und sie hat dann wieder hauptsächlich die Aufgaben im RP-Labor übernommen. Ich habe dann aber ein anderes schönes Projekt bekommen. Ich sollte ein Gerät entwickeln mit dem man die Länge von Keil- und Zahnriemen messen kann. Wir bekommen vom Hersteller unterschiedliche Riemen geliefert und haben herausgefunden, dass die Riemen nicht alle genau die Länge haben wie sie der Hersteller angibt. Das sollte mit dem Gerät überprüft werden. Außerdem musste die Maschine auch die Spannkraft aufbringen mit der später die Riemen am Motor gespannt werden. Ein durchaus sehr interessante Konstruktionsaufgabe, vor allem weil sie in Inch konstruiert werden sollte.

Das Thema auf dem Weg zum Mittagessen war auch dieses mal wieder sehr interessant (wie meistens). Dieses mal ging es um Entfernung von Körperbehaarung speziell an Armen und Rücken. Ich sollte dazu sagen, dass in dem Auto 3 Männer und 2 Frauen saßen und das Thema NICHT von den Männern angesprochen wurde. Es war jedenfalls sehr lustig.

Da ich nun meine SSC hatte, konnte ich am Mittwoch nach der Arbeit noch zur Bank gehen und ein Bankkonto eröffnen. Ich habe mich für die Bank of America entschieden, weil sie die größte und am weitesten verbreitete Bank in den USA ist. Wenn man hier in die Bank kommt wird man gleich ganz freundlich von einem Bänker begrüßt, was einen eigentlich schon seltsam vorkommen sollte. Jedenfalls habe ich dann doch mein Konto bekommen und auch gleich noch eine Visa Debit-Card (was der deutschen EC-Karte entspricht) dazu bekommen. So bekomme ich jetzt mein Gehalt direkt auf das Konto und kann mit der Karte überall zahlen und an den Automaten Geld abheben.

Was auch sehr lustig war, war dass Tad mich eines Morgens darauf hingewiesen hat (also in freundlichem Ton), dass er es ja versteht dass ich lieber Coca Cola trinke und er auch kein Pepsi mag, aber da Pepsi und Mountain Dew eben unsere Hauptsponsoren sind sollte ich einfach das Etikett an meinen Flaschen entfernen, was ich auch gemacht habe. Habe dann dafür extra mit Edding auf die Flaschen geschrieben das es keine Cola ist. Als Tad das gesehen hat fand er es sehr lustig und meinte nur dass ich doch das nächste mal einfach mit dem Edding Pepsi drauf schreiben soll.

Am Donnerstag Nachmittag war ich so gut wie fertig mit meiner Konstruktion, aber bevor ich gegangen bin wollte NX nicht so wie ich wollte und somit hat sich meine Laune drastisch verschlechtert was darin geendet hat, dass ich auf deutsch angefangen hab zu Fluchen. Mike, der hinter mir sitzt hat sich nur umgedreht und gelacht und gefragt ob alles in Ordnung wäre.

Jetzt noch das am Anfang angesprochene Resümee des ersten Monats:Die Zeit verfliegt wie im Flug. Wenn ich bedenk das jetzt schon 1 Monat rum ist, kann ich es kaum glauben. Es ist super interessant, egal ob der Job oder das Leben hier, es gibt zwar viele Sachen die anders sind, aber das gehört ja nunmal dazu: Andere Länder andere Titten Sitten. Der Job macht auch sehr viel Spaß, sicher auch weil das Klima in der Firma, bei den Mitarbeitern, wie in einer Familie ist. Und auch das Englisch lerne ich schneller als erwartet. In den ersten 2 Wochen hatte ich noch ziemliche Probleme den Dialekt hier (z.B. von Jim und Lee) zu verstehen, aber inzwischen macht mir das auch so gut wie nichts mehr aus und ich kann mich auch mit denen ganz normal unterhalten.

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